Presse
Die Aachener Zeitung zur Ausstellungseröffnung von P.N. Heikenwälder
Aachener Zeitung: 22. Oktober 2013 und 28. Oktober 2013
Ulla Lohmann eröffnete die Ausstellung von
urbar
Malerei, Zeichnung
Oktober / November 2013
Kunstverein Region Heinsberg Horster Hof, Heinsberg - Unterbruch
Kopf und Bauch sollten sich einig sein
Messe-Katalog / Affordable Art Fair Hamburg 2013
Können Sie sich noch an das erste Werk erinnern, dass Sie gekauft haben? Die beiden ersten Arbeiten der Sammlung waren 1968/69 Geschenke der Künstler Peter Mainka und János Nádasdy. Kurze Zeit später haben wir dann ein Blatt von János Nádasdy gekauft. Es ist eine Collage aus Siebdruck, Zeitungsausrissen und Übermalungen. Zu ihm, der gerade an einem Katalog seines Gesamtwerkes arbeitet, haben wir bis heute Kontakt. Wir haben verschiedene Ausstellungen zusammen gemacht und haben seine Kunst kontinuierlich gesammelt.
Macht sammeln süchtig? Kunst hat durchaus das Potenzial Obsessionen hervorzurufen. Aber das Sammeln, wie wir es verstehen, richtet sich zunächst an die Künstler, an deren Ideen, an ihr Verständnis von Kultur und Gesellschaft, von Historie und künftiger Ent-
wicklung. Unsere Sammlung ist deshalb wohl eher das Produkt eines Diskurses solcher Themen zwischen uns und den Künstlern. Aber auch das geht nicht ohne Empathie. Begeisterung für die Kunst und Offenheit für künstlerisches Schaffen muss schon sein.
Welchen Ratschlag würden Sie einem kunstinteressierten „Erstkäufer“ ans Herz legen? Kopf und Bauch sollten sich einig sein. Das erfordert vielleicht zunächst Zeit für einen zweiten Blick und auf alle Fälle für eine inhaltliche Auseinandersetzung. Reden mit Künstlern und Galeristen ist da ganz wichtig, um eine eigene Haltung zu einem Werk zu entwickeln. Und wenn man es wirklich ernst mit der Kunst meint, dann ist jede materielle Gewinnerwartung überflüssig. Wichtig für einen „Erstkäufer“ ist aber dennoch der Preis. Die Messe „affordable art fair“ 2013 zeigt einmal mehr, dass es exzellente Kunst für alle gibt. Also: hingehen!
Welches Werk hängt bei Ihnen im Wohnzimmer? Ein Wohnzimmer haben wir nicht und Mobiliar nur so viel wie nötig. Das würde nur stören. Unsere gesamte Wohnung und auch unsere Büros sind inzwischen Orte mit „Petersburger Hängung“. Die Kunstwerke müssen diese gegenseitige unmittelbare Nähe und Verdichtung aushalten. Erstaunlich ist, sie können es alle. Für uns ist umgeben zu sein von so viel Kunst eine tägliche Bereicherung.
Hamburg hat eine lebendige Kunstszene. Welche Orte suchen Sie selbst immer wieder auf und warum? Die regelmäßigen Galerienwochenenden und die vielen Initiativen in den Künstlerhäusern haben eine große Anziehungskraft. Hier, insbesondere in den Ateliers, kann man künstlerischen Auffassungen begegnen, die noch nicht den mainstream erreicht haben. Zu solchen Orten gehören z. B. auch der Foto.Kunst.Raum, der EINSTELLUNGSRAUM e.V. oder der Kunstverein Harburger Bahnhof e.V.. Die dortigen Kuratorinnen legen neben der Präsentation von innovativen Positionen besonderes Gewicht auf Gespräche über Kunst. Genau diese Haltung hat uns ja selbst motiviert, über nun schon fast zwei Jahrzehnte, mit C15 ein eigenes Ausstellungs- und Kommunikationskonzept zu realisieren.
Gute Kunst ist Liebe auf den zweiten Blick / DIE Hamburger Galerien 8 2013 / Story: S.52-54
Interview mit den Sammlern Ulla und Heinz Lohmann
von Judith Waldmann
Abb.: falk von traubenberg, 2011, Doppelportrait
Ulla und Heinz Lohmann, Diafilme, Einmachgläser,
Leuchtstoffröhre, 88x35x13 cm
SAMMLUNG ULLA UND HEINZ LOHMANN
Kunst als Gastgeschenk
KUNST Magazin / KUNST Verlag / Berlin (Ausgabe 6/2013, S. 24-29 / pdf ab S. 13)
Sammlergespräch mit Heinz Lohmann
Text: Alexandra Panzert, Stefanie Raupach
Interview: Jan Kage
Abb.: Das erste Werk der
Privatsammler mit Raum für Ausstellungen: C15 / Die Kunst SZENE o.T. / Juni-August 2012
Das Interview führte die Galeristin Angela Holzhauer
Warum sammelt ein Sammler? Sammeln kann die verschiedensten Facetten haben. Die Gegenstände und Motivationen können unendlich vielfältig sein. Es gibt nicht den Sammler, sondern viele.
Warum sammeln Sie? Die Kunstwerke unserer Sammlung sind Dokumente des Dialogs mit den Künstlern. Uns interessieren aktuelle, zeitkritische aber konstruktive Positionen, die sich mit dem gesellschaftlichen Wandel auseinandersetzen.
Was sammeln Sie? Eigentlich sammeln wir Künstler: Künstler, die Aspekte dieses Wandels reflektieren und in ihren Arbeiten formulieren können. Das ist der Schwerpunkt, die konzeptuelle Verbindung der bereits 1969 begonnenen Sammlung. Im Focus ist dabei immer der Inhalt, nicht der monetäre Wert der Arbeit.
Wie sammeln Sie: systematisch, heterogen, emphatisch, chaotisch oder auf ein Ziel gerichtet...?
Wesentliches Ziel der Sammlung ist, die Künstlerinnen und Künstler über einen längeren Zeitraum in ihrem Denk- und Arbeitsprozess zu begleiten und größere Werkgruppen zusammen zu stellen. Auch deshalb ist der Kontakt zwischen den Künstlern und uns ein konstitutives Element des Sammlungskonzeptes
Ist Sammeln eine Krankheit? Sammeln ist eine Passion, eine Leidenschaft. Die Konzentration auf einen Rahmen schafft Klarheit und vermeidet Beliebigkeit.
Was macht das Sammeln mit Ihnen? Künstler verfügen über besondere Freiräume. Sie sind unabhängiger, sensibler, ja bisweilen geradezu seismographisch für Situationen, für Entwicklungen. Das drücken sie in ihrer Kunst aus. Es ist eine große Bereicherung Künstler als kreative, innovative Dialogpartner zu haben.
Trägt ein Sammler heute gesellschaftliche Verantwortung? Oder anders gefragt: Fühlen Sie Verantwortung beim Sammeln? Und wenn ja, für wen? Wie und wo engagieren Sie sich noch für Kunst? Da wir den Wert der Kunst über Inhalte definieren, liegt es nahe, die Kunst und deren Protagonisten zu fördern. Den Künstlern der Sammlung bieten wir seit nunmehr 18 Jahren eine reichhaltige Kommunikationsplattform mit Einzelpräsentationen im Ausstellungsraum C15. Seit 2009 produzieren wir zu jeder Ausstellung einen eigenen Katalog in Form eines Leporellos. Darüber hinaus beteiligen wir uns auch an anderen Katalogproduktionen und kooperieren bei Veranstaltungsreihen wie etwa der Phototriennale oder dem Architektursommer. Es gibt so viele Möglichkeiten als Katalysator für die zeitgenössische Kunst zu wirken.
Womit fing alles an? Bevor wir 1969, jeder mit einem Kunstwerk (von Peter Mainka und von János Nádasdy) im Gepäck aus verschiedenen Himmelsrichtungen nach Hamburg kamen, hatten wir bereits einen Zugang zur Kunst und zur jeweiligen Kunstszene. Die Begeisterung für das Metier fand hier also nur ihre schlüssige Fortsetzung.
Wie finden Sie Kunst? Und wo kaufen Sie ein? Unser kommunikativer Zugang zur Kunst bedeutet natürlich Atelierbesuche, Kontakte zu Künstlerhäusern und Galeristen. Inzwischen findet uns auch die Kunst.
Engagement ohne Eitelkeit / good-stories.de feuilleton / 04. Juni 2012
von Gisela Schütte
Kunstsammler. Der Begriff weckt Assoziationen: Millionenvermögen, hochkarätige Berater, die auf Auktionen zocken, großzügige Leihgaben, Pläne zum Bau eigener Museen, die nicht nur die Kunst, sondern auch den Sammler feiern.
In diesem Fall ist das ganz anders. Keine Millionen, keine hochdotierten Berater, dafür viel Gespür und beste Kontakte. „Wir sammeln Kunst und Künstler“, sagt der Hamburger Professor Heinz Lohmann, der gemeinsam mit seiner Frau Ulla eine bemerkenswerte Sammlung zeitgenössischer Kunst aufgebaut hat.
Die Lohmanns leben mit ihrer Kunst, und sie sind mit vielen Künstlern befreundet. Der berufliche Alltag liegt Lichtjahre entfernt: Heinz Lohmann ist Gesundheitsunternehmer, einer der Vordenker des
Wandels, der schon vor knapp zwei Jahrzehnten erkannt hatte, dass der Kostenfaktor Gesundheitswesen sich durchaus zum lukrativen Faktor Gesundheitswirtschaft würde umorganisieren lassen.
Seither hat er geplant als Chef des Landesbetriebs Krankenhäuser in Hamburg und nach dessen Privatisierung als Berater und Planer, auch über die deutschen Grenzen hinaus.
Aber nicht die Profession, der Umgang mit Kliniken, sondern die Kunst prägt die Räume des Lohmannschen Imperiums in Hamburg, nicht weit von der Alster entfernt. Leuchtende Objekte von Klaus Geldmacher und Francesco Mariotti (beide nahmen an der Documenta in Kassel teil), Installationen der Künstler-Zwillinge Maria und Natalia Petschatnikov, die aus banalen Dingen wie Obst- und Gemüsenetzen, Tüll, Wollfäden und Plastiktüten Gruppenbilder formen, Rauminstallationen von Sigrid Sandmann, die mit Mauersteinen Stadtgeschichte erzählen kann oder Gemälde von So -Ah Yim, deren künstlerische Welt durch das Quadrat bestimmt ist.
Das alles war so gar nicht geplant, erzählt Heinz Lohmann, 1948 in Emden geboren. Nach dem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wollte er eigentlich Journalist werden. Doch dann kam er zunächst in der Immobilienbranche an. Lohmann trat im Büro des Hamburger Architekten Martin Kirchner (1930-2003) an, dem es um mehr als nur das Bauen ging, der stets die Stadtplanung und soziale Aspekte in seine Projekte einbezog. Lohmann profilierte sich als Entwickler, der die Interessen von Bauherren, Nachbarn und Stadt kompatibel machte. Denn bekam er das Angebot, in die Pressestelle der Gesundheitsbehörde einzusteigen, das kam seinem Streben zu den Medien schon näher, war aber mit den Krankenhäusern, mit Bauproblemen und leeren Kassen ein ebenso sperriger wie problembeladener Bereich. Seine Freunde fragten: „Was willst du denn da?“ Er ging trotzdem, und von der Pressestelle in die neue Abteilung Sozial- und Gesundheitsplanung, und weil die Planungen so gut liefen, 1992 weiter in den Vorstand dessen Sprecher er fünf Jahre später wurde. Er sah über den Tellerrand, modernisierte, rationalisierte, holte sich Ideen in der Industrie, entwickelte Dienstleistungsprojekte und wetterte gegen staatliche Regulierungsmechanismen wie Budgets im Gesundheitswesen: „Stellen sie sich das für das Münchner Hofbräuhaus vor. Gäbe es dort Budgets, müsste man vor dem Ansturm der Japaner schließen.“ Seine Erfahrungen verbreitet Lohmann, inzwischen gefragter Berater in der freien Wirtschaft, auf Kongressen und in Büchern. Und er beteiligt sich an Start-ups in der Gesundheitswirtschaft. „Wir sind keine Finanziers, sondern Kompetenzinvestoren.“ Sagt der Mann, der immer in Bewegung ist und als gebürtiger Ostfriese Unmengen von Tee trinkt. Und immer liebevoll auf seine Bilder schaut. Und die Gesprächs- und Geschäftspartner tun das auch. Manche Bilder hängen dort über Jahre, dann kommt immer wieder Neues hinzu.
Die Lohmanns sammeln nicht auf Repräsentation. Die Bestände sind vielmehr ein Porträt der Sammler, ihrer Interessen und Vorlieben – und ihrer Freundschaften mit Künstlern. Und alle diese Künstler sind Visionäre. Viele Aspekte zeigt das Sammlerpaar in einem privaten Raum auf der Hamburger Uhlenhorst. Hier empfangen die Lohmanns andere Kunstfreunde, präsentieren stolz, was sie an neuen Talenten und Strömungen entdeckt haben, und was sie schon über Jahre verfolgen. Und auch die Künstler treffen sich bei den Ausstellungen und pflegen die Kontakte. Dabei sind die Lohmanns Sammler aus Leidenschaft, nicht aus Gründen der Eitelkeit. Sie haben weder aktuelle noch zukünftige Werte im Blick. Und auch nicht das Museum der Zukunft. „Wir haben nicht das Ziel die Arbeiten geschlossen zu erhalten.“ Es geht um Kunst als Inspiration, als Kraftwerk für den Alltag. Nicht mehr und nicht weniger.